Biberacher Arzt leitet deutschen Spendenverein Itzamna
BIBERACH (LW) / lw Dr. Andreas Uhl ist Urologe und Palliativmediziner mit einer eigenen urologischen Praxis in Basel.
Der 45-jährige Biberacher ist seit 2010 Vorsitzender des Vereins „Itzamna – Hilfe für Guatemala“. Schon in Kindheitstagen knüpfte er Kontakte zu Dr. Miguel Alvarado, einem gebürtigen Guatemalteken, den die Lindauerin Walburga Rupflin, ehemalige Lehrerin an der Dollinger Realschule, heiratete.
Er absolvierte Praktika in Dr. Alvarados Krankenhaus in Guatemala, studierte Medizin und unterstützt heute die Sozialprojekte des guatemaltekischen Hilfsvereins Le K‘at, die Walburga Rupflin auch nach dem Tod ihres Mannes vor Ort betreut.
Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiterin Leonie Werner spricht Andreas Uhl über die Projekte und Menschen in Guatemala.
Wie ist die politische und soziale Lage in Guatemala?
Guatemala ist ein kleines Land, etwa so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Es gibt 23 indigene Sprachen, was ein großes Verständigungsproblem im Land darstellt. Der Bürgerkrieg in den 60er-Jahren hat viele Familien ins Unglück gestürzt. Die Korruption und Unterdrückung sind heute noch trotz Friedensvertrag sehr ausgeprägt. Etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten. Da die meisten keine Grundbildung haben, fällt es ihnen schwer, mit Neuerungen umzugehen. Viele Familien sind zerrissen, weil Teile der Familie in den USA arbeiten. Überwältigend ist die Offenherzigkeit und Freundlichkeit der Menschen.
Was verbirgt sich hinter den Namen Itzamna und Le K‘at?
Itzamna und Le K‘at sind zwei organisatorisch voneinander getrennte Vereine. Itzamna ist der Spendenverein in Biberach, Le K’at ist der Verein in Guatemala, der die Hilfsprojekte umsetzt. Itzamna ist der höchste Schöpfergott der Maya, le K’at ist das Netz, das die Maya für die Maisernte benutzen. Hier in Biberach sammeln wir Spenden, die nach Guatemala gehen. Vor Ort hilft Walli Rupflin den Einheimischen, vor allem der indigenen Bevölkerung, bei der Umsetzung der Projekte.
Was für Projekte werden vor Ort umgesetzt?
Das Krankenhaus, das Miguel bis zu seinem Tod führte und vor allem für die arme Bevölkerung war, konnte leider nicht mehr weitergeführt werden. Le K‘at betreibt Altenarbeit und hat eine Bibliothek aufgebaut. Der Fokus liegt auf dem Schulprojekt. Am Colegio Maya in der kleinen Stadt Cantel werden Schüler mit besonderer Rücksicht auf ihre eigene kulturelle Identität unterrichtet und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt. Inzwischen besuchen etwa 110 Schüler das Colegio Maya. Von Deutschland aus wird konzeptionell wenig vorgegeben, die Einheimischen zeigen ein großes Engagement und werden von der in Deutschland ausgebildeten Lehrerin Walburga Rupflin unterstützt. In den staatlichen Schulen fällt der Unterricht oft aus, weil die Lehrer unterbezahlt sind und noch anderen Tätigkeiten nachgehen müssen. Das Colegio Maya bietet heute sogar Lehrerfortbildungen an für Lehrer von staatlichen Schulen.
Wofür werden die Spenden eingesetzt?
Anfang Januar 2013 wurden Mittel für den Bau von vier zusätzlichen Klassenräumen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) genehmigt und bezuschusst. Da der guatemaltekische Staat das Projekt nicht finanziert – die Verwaltung läuft dort sehr subtil ab – werden die Lehrergehälter und Lernmittel von Deutschland aus gestellt. Etwa 0,4 Prozent der in Deutschland gesammelten Spenden fließen in die Verwaltung, der Rest geht direkt an das Projekt vor Ort. Dafür sammeln auch die Schüler der Dollinger-Realschule bei ihrem Weihnachtsmarkt immer eine große Summe. Aktuell suchen wir weitere Spenden, da das vor Kurzem bewilligte Projekt nur zu 75 Prozent aus dem Etat des Bundesministeriums in Bonn finanziert wird.
(Erschienen: 04.03.2013 13:00, Schwäbische Zeitung)