Stipendiaten
In Cantel leben viele intelligente Mädchen und Jungen, die wegen ihrer Armut nicht die Möglichkeiten haben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.
Das Einkommen der meisten Familien so gering, dass die meisten Jugendlichen nach der Grundschule beginnen, Geld zu verdienen: als Gehilfen in einem Handwerksbetrieb, mit Sticken und Nähen in Heimarbeit, als Hausangestellte, als Tagelöhner. Manche finanzieren sich mit diesem Einkommen den Besuch einer weiterführenden Schule und schaffen einen knappen Abschluss, andere müssen mithelfen die Geschwister zu versorgen und können sich die Ausgaben für eine höhere Schulbildung nicht leisten. Auf Grund der Perspektivelosigkeit schließen sich viele kriminellen Jugendbanden, andere versuchen, illegal in die USA einzureisen, um dort Geld zu verdienen.
Das Stipendienprogramm hilft ihnen nach der Grundschule, eine weiterführende Schule besuchen zu können. So können sie später dazu beitragen, dass die Mayabevölkerung an immer mehr Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens des Landes teilnimmt.
Jedes Jahr bekommen 10 bis 14 Jugendliche einen Betrag von etwa 2000 Quetzal (200 Euro), wenn sie die Mittelschule besuchen, bzw. 3500.00 Quetzal (350 Euro), wenn sie in der Oberstufe sind. Einige brauchen wegen ihrer Studienrichtung mehr, das bekommen sie, wenn sie gute Noten haben. In den Hauswirtschaftsschulen wird sehr viel Material verlangt und die Schülerinnen werden verpflichtet bezahlte Zusatzkurse zu besuchen. Eine Schülerin hat ein Stipendium zum Englischlernen von einer US-Organisation bekommen, ihr bezahlen wir die Buskosten. Einer jungen Frau, einer ehemalige Stipendiatin, haben wir in diesem Jahr einen Kredit für das Universitätsstudium gewährt, den sie am Ende des Studiums zurückbezahlen wird. Sie studiert Ernährungswissenschaft, und kann nicht nebenbei arbeiten, um sich die Gebühren und den Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Stipendiaten arbeiten jeder 5 Stunden wöchentlich in den anderen Projekten des Vereins mit: helfen der Krankenschwester in der Sprechstunde mit den alten Leuten, stellen Unterrichtsmaterial her, arbeiten im Schulgelände.
Alle werden gesundheitlich betreut, denn Gastritis, verursacht durch Stress in der Schule und Familie, chronische Harnwegsbeschwerden und Parasiteninfektionen rauben vielen die zum Lernen nötige Energie und Konzentrationsfähigkeit.
Wir treffen uns einmal monatlich mit allen. Bei diesen Treffen gibt es Aktivitäten zu Themen, die sich die Jugendlichen am Anfang des Jahres wünschen, außerdem Übungen für Probleme beim Lernen. Sie rechnen ihre Ausgaben ab und bekommen einen Scheck mit dem entsprechenden Betrag. Bedingung ist, dass sie Lust am Lernen und gute Noten haben. Wir fördern auch die Idee, dass Lernen nichts mit Wettbewerb zu tun hat, und dass der Kampf um den besten Platz in der Klasse dem Lernen schadet. In den meisten Schulen wird der Notenwettbewerb für normal gehalten, und führt dazu, dass die Schüler und Schülerinnen einander nicht helfen.
Einige Jungen und Mädchen haben Paten, mit denen sie in Briefverkehr stehen, das heißt sie schreiben zweimal im Jahr einen Brief und bekommen welche aus Deutschland. Die anderen werden von Schulklassen unterstützt.